Es gibt keine originäre Lerntheorie der Musik! Vielleicht lassen Sie das zunächst einen Moment wirken. Kann es weiter gehen? Gut, also….

Ließen wir diesen Satz so unkommentiert stehen, wäre der zu zeigende Weg des Lernens und Lehrens von Musik ganz schön kurz. Die gute Nachricht ist zunächst, dass es streng genommen auch keine eigenen Lerntheorien für Mathematik, Deutsch usw. gibt, denn Theorien des Lernens beschreiben in erster Linie das „Lernen“ an sich und das möglichst universell. Eine gute Lerntheorie gilt also nicht nur für einen Inhalt, sondern für viele Bereiche.


Musiklernen lässt sich sehr wohl beschreiben, allerdings nur, indem wir überzeugende Befunde und Argumente aus der Lernpsychologie und Neurobiologie übernehmen. Dabei hilft uns der vorliegende Musikbegriff der „Musikalischen Wirklichkeit“. Diese konstruktivistische Beschreibung von Musik bildet sozusagen den Fluchtpunkt, auf den Lernen und Lehren perspektiviert wird.

 

Lernen aus konstruktivistischer Sicht unterscheidet sich grundlegend von früheren Auffassungen zum Lernen. Der Behaviorismus sah den Menschen als prinzipiell durch Außenreize steuerbar an; Lernen war demnach an dauerhaften Verhaltensänderungen ablesbar. Unterricht reduzierte sich auf die Frage nach der geeigneten Methodenwahl. Konstruktivistische Lerntheorien in der Folge von Piaget, Aebli bis hin zur Neurodidaktik betonen die Selbsttätigkeit und Autonomie der Lerner*innen. Die Aufgabe von Lehrer*innen (vgl. 3) besteht dann vielmehr in der subjektorientierten Beobachtung von Lernprozessen und der pädagogischen Begleitung von Lernenden in sozialen Bezügen.

 

Die Selbsttätigkeit der Lernenden beschreibt der Subjektorientierte Musikunterricht als Musikalisches Handeln. Mit der Motivation musikalischen Handelns gehen wir der pädagogisch interessanten Frage nach, welche Prozesse diese Form des Handelns in Gang setzten können. Lernpsychologische und neurobiologische Befunde sind die Referenzen, um eine Innenperspektive der Prozesse der musikalischen Wirklichkeit zu zeigen. Eine originäre Lerntheorie der Musik bleibt vielleicht utopisch, aber vielleicht gelingt ja wenigstens eine adäquate Beschreibung musikalischen Lernens.