Subjektorientierter Musikunterrichts stärkt die Schüler*innen in der Verantwortung, Musik als Fenster zum kulturellen Selbst zu nutzen. Das grundlegende Ziel ergibt sich jedoch nicht von selbst, sondern muss vor Ort in jeder Unterrichtsstunde eingelöst werden. Für die situativen Gegebenheiten der konkreten Musikstunden muss der Fokus dieser umfassenden (molaren) Zielsetzung schärfer skizziert werden. Als Beobachtungshilfe zur Lernzielformulierung einzelner Unterrichtsstunden in Musik dient das Fokusmodell der Kompetenzbereiche.


Kompetenz meint nicht nur ein Kennen und Können, sondern darüber hinaus ein „Zuständig-sein“. Genauer gesagt, geht es bei der Kompetenz um die Befähigung der Schüler*innen zum „Zuständig-sein-können“. Kompetenzerleben bildet damit die praktische Basis, auf der sich Verantwortung als Haltung entwickeln kann.

 

Das Fokusmodell der (molekularen) Unterrichtsziele unterscheidet vier Kompetenzbereiche. Diese werden in der Unterrichtsplanung getrennt formuliert. Im Fokus steht letztlich jedoch das untrennbare Zusammenspiel der Kompetenzbereiche. Wir unterscheiden Reflexionskompetenz, Handlungskompetenz, Soziale Kompetenz und Psychomotorische Kompetenz.

 

Die Objektebene beschreibt ein Denken über Musik. Reflexionskompetenz knüpft daran an und zielt auf den Erwerb von musikbezogenem Wissen. Damit ist weniger ein fester Wissensbestand gemeint, sondern die Fähigkeit zur Produktion und Weiterverarbeitung von Gedanken zur Problemlösung oder zur kompetenten Teilnahme an Diskursen.

 

Handlungskompetenz leitet sich von der Relevanz musikalischer Praxis für die Objektebene der musikalischen Wirklichkeit ab. Handlungskompetenz erschöpft sich nicht im Aktivismus oder „Hauptsache, man macht was“. Im Gegensatz zu bloßem Tun geht es beim Handeln um eine zielgerichtete und reflektierte Aktivität.

 

Soziale Kompetenz ist dem Lernen von Musik in sozialen Kontexten geschuldet. Genauer geht es hier um den Erwerb und die Anwendung musikbezogener Perspektivenübernahmen in praxisorientierten Kommunikationen und Interaktionen. Was ist eigentlich nicht sozial? Hier intendiert soziale Kompetenz die angemessene Fähigkeitseinschätzung der Schüler*innen. Damit beschränken sich Zielsetzungen zur sozialen Kompetenz nicht nur auf die Beobachtung gemeinsamen Musizierens. Gefordert sind Lernsituationen, in denen Schüler*innen eine angemessene Einschätzung der eigenen Handlungsspielräume in musikalischen Praxen entwickeln können.

 

Psychomotorische Kompetenz bezieht sich auf die Subjektebene musikalischer Wirklichkeit und damit auf das Wesentliche des Subjektorientierten Musikunterrichts: das Denken in Musik. Im Kern ist die subjektgebundene Konstruktion, also das Denken in Musik, eine ganzkörperliche Aktivität. In diesem Sinne zielt psychomotorische Kompetenz auf die Entwicklung und Förderung der körperlichen Aktivität des Denkens in Musik.

 

Festzuhalten bleibt, dass die Kompetenzbereiche der Zielebene des Musikunterrichts eng miteinander verwoben sind. Wir trennen diese Bereiche aus Gründen der Reflexion und Analyse. Kompetenz ist gleichsam Beobachterhilfe für Lehrende wie auch Ziel für Lerner*innen. Beobachtung ist jedoch kein Selbstzweck. Es reicht also nicht aus, Schüler*innen musikbezogene Kompetenz zu attestieren. Vielmehr geht es darum, dass wir Schüler*innen darin stärken, sich selber als kompetent Musikhandelnde zu erleben und sich zuständig zu fühlen.