Reflexion begleitet und leitet unser alltägliches Handeln. Meistens geschieht das eher unterschwellig, wenig bewusst. Erst wenn Probleme auftreten, halten wir inne und überdenken vielleicht etwas gründlicher unsere nächsten Schritte. Im Musikunterricht ist das für Lehrende nicht viel anders. Zumeist hinterfragen wir unsere Lehrroutinen erst aufgrund von Unterrichtsstörungen.

 

Betrachtet man pädagogische Reflexionen etwas näher, dann lassen sich bestimmte Unterschiede in den theoretischen Niveaus ausmachen. Reflexionen können unterschiedlich abstrakt sein. Der aktuelle Moment des Erlebens (Aktualgenese) ist so unmittelbar, dass man gar nicht von Reflexion sprechen kann. Die Überlegungen in einer Situation (Situationskognitionen) sind handlungsbegleitend, aber noch im Geschehen verhaftet. Vergleichen wir diese Situationen mit anderen (Alltagstheorie), ist ein notwendiger Abstand bzw. Abstraktionsgrad erreicht, der eine Reflexion begünstigt. Eine professionelle Reflexion bleibt nicht bei Alltagserfahrungen stehen, sondern zieht auch verallgemeinerbare Aussagen und Erkenntnisse (Wissenschaft) zu Rate.

 

Die Reflexionsniveaus haben verschiedene Vor- und Nachteile für uns Pädagog*innen. Wissenschaftliche Aussagen sind gegenüber situationsnahen Überlegungen eher in einer literalen Tradition, also schriftlich fixiert. Geschriebenes kommt traditionell oft dogmatisch daher. Würde es sich sonst lohnen, etwas aufzuschreiben? Situationskognitionen und Alltagstheorien sind eher normativ, während sich die Wertung in wissenschaftlichen Aussagen in der Pluralität und Vielfalt wissenschaftlicher Meinungen verliert. Wir sind also gut beraten, in der Reflexion von Musikunterricht die verschiedenen Reflexionsniveaus zu berücksichtigen. Alltagstheorien befördern die situative Entscheidungskraft, während Wissenschaft dabei hilft, uns unserer liebgewonnenen Alltagsroutinen nicht allzu sicher zu sein.

 

Fachdidaktisch orientieren wir unsere Reflexionen an der Musikalischen Wirklichkeit der Schüler*innen, an ihrem Denken in und über Musik. Das Denken in Musik macht das Wesentliche des Musikunterrichts aus. Die Subjektseite ist dabei jedoch nicht direkt zugänglich. Das Denken der Schüler*innen in Musik können wir als Lehrende in Kommunikation und Interaktion bestenfalls rekonstruieren. Dies gelingt in dem Maße, wie wir als Lehrende das Lernen der Schüler*innen beobachten.